Die dunkle Jahreszeit

Veröffentlicht von admin am

… es war einmal die Zeit sich in den Stuben zu versammeln, zu spinnen, zu singen, zu beten, das Rauch­fass zu schwenken und um Schutz zu bitten. Die dunkle Jahreszeit bietet Raum für Stille, Kreativität und Vision. Im Schein des Kerzenlichts gelingt es uns Wünschen und Gedanken nachzuspüren. Wir steuern auf den tiefsten Punkt – die längste Nacht – im Jahreskreis zu. Es ist die Zeit, in der sich die Natur in das dunkle Reich der Erde zurückzieht. Die Kräfte konzentrieren sich in Wurzeln, Knollen und Samen. Die Energie verdichtet sich nach innen.

Tiere gehen in den Winterschlaf oder in die Winterstarre. Eine Bewegung nach innen findet statt. Von außen gesehen ruht die Natur, der Tod geht um – die Brachzeit beginnt. Das Lebensrad lässt sich nicht anhalten. Es gibt keinen Stillstand. Es ist Zeit, mit Ruhe und Muße nach innen zu horchen, nach innen zu gehen – in die Stille Nacht.

Die weise Alte spinnt den Lebensfaden für die neue Zeit!

Advent bedeutet „Ankommen“, ankommen in der Zeit der Stille und des Wartens, um der göttlichen inneren Stimme zu lauschen und der Botschaft des Herzens zu vertrauen.

Ganz bei mir sein! Die Heilige Zeit ist auch eine heilsame Zeit! Genieße sie!

Da gibt es einen alten Spruch meiner Großmutter: „In da heiliga Zita goht der Tüfl um.“

Auf Hochdeutsch: Große Feste werfen ihren Schatten voraus!

Arbeitssucht, Ängste, Unsicherheit, Chaos, Kauf-Räusche und die vielgestaltigen Ablenkungen unserer Zeit, wie Einladungen, 30 Kekssorten backen, Putz- und Kauf-Orgien verleiten dazu, uns vor Stille und Rückzug abzuhalten.

ZEITEN DES WANDELS KÖNNEN ANSTRENGEND UND GEFÄHRLICH SEIN

Der Schleier zur Anderswelt ist jetzt besonders dünn. Wir Menschen sind in dieser Zeit besonders emp­findsam; Stress, Konflikte, Streit, Krankheit, Schicksalsschläge, Einsamkeit, Unglücke, Putz- und Kauf-Orgien zehren an unseren Nerven.

Eine alte Weisheit lautet: Erholung und Regeneration sind nur in der Ruhephase möglich. In der Pause zwischen einatmen und ausatmen findet die Zellregeneration statt. Eine Woche Winterurlaub bringt so viel Erholung wie drei Wochen Sommerferien. Der Winter ist die beste Zeit um zu ruhen und Kraft zu schöpfen, um im Frühling die Auferstehung zu feiern!

Unsere Vorfahren nannten die Zeit der Rauhnächte eine „Zeit zwischen den Welten“ oder „die Lostage“, eine Zeit um nach innen zu ‚losnen‘ – zu horchen auf die Botschaft der inneren Stimme, der Träume und Visionen, um das große Los zu ziehen. Mit einem Los kann ich viel gewinnen – oder nichts.

Die Kelten fasteten, um ihre Wahrnehmung zu verfeinern und sich zu konzentrieren. Das Fastengebot am 24.12. mittags nichts zu essen, ist Relikt einer alten Tradition – wahrscheinlich. Ein Mythos?

Tiefe Veränderungen finden statt! Oder finden Veränderungen in den Tiefen unserer Seele statt?

Autorin: Hildegund Engstler